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Neideck * Geschichte einer Burg
Neideck - einer der markantesten Punkte im Wiesenttal, mit bestem Blick auf die Wiesent, eine wichtige Wasserstrasse in allen vorgeschichtlichen Perioden.
In dieser prominenten Lage gab es -nahezu ohne Unterbrechung- Siedlungen von der späten Bronzezeit (12. – 9. Jh. vor Chr.) bis zum Beginn der späten Eisenzeit (5. Jh. vor Chr.), sowie auch von Germanen kurz nach der Zeitenwende.
In der zweiten Hälfte des 1. Jh. vor Chr. setzt eine allmähliche Zuwanderung durch Elbgermanen ein, die keltische Kultur geht in der Region zu Ende.
Mit diesen ersten schriftlichen Zeugnissen über die Germanen beginnt die Frühgeschichte, auf die das Mittelalter folgt, in dem die Neideck eine wichtige lokale Rolle spielen wird.
Die Nutzung des Berges in der Karolingerzeit (im 8./9. Jh.) steht im Zusammenhang mit der Forchheimer Pfalz und der dortigen Zollstelle, als Waren zwischen den weiter östlich lebenden, slawischen Völkerschaften und den im Regnitzraum ansässigen germanischen Franken über das Wiesenttal nach Westen gehandelt wurden.
Im 11. Jh. entstehen die ersten umfangreichen Baumaßnahmen auf dem Neidecker Burgberg - die Reste eines mächtigen, runden Wohnturms mit 10m Durchmesser sind heute noch anschaulich zu sehen. In dieser Zeit der Salier(11./12.Jh.) hatten die typischen Wohngebäude des Adels oft eine Höhe von 25-30 m und ragten hoch und repräsentativ über die Landschaft. In den einzelnen Etagen gab es auch beheizbare Räume mit offenen Kaminen und außen angebrachten Aborterkern. Für die Menschen des Hochmittelalters müssen diese Bauten wie Hochhäuser gewirkt haben. Wer diese ersten Burg-Bauherren waren, ist aus den Schriftquellen nicht nachvollziehbar. Die wichtigste Persönlichkeit im weiten Umkreis ist damals der Bischof von Bamberg - und somit möglicherweise auch für den ersten großen Ausbau der Neideck verantwortlich.
Seit der Mitte des 12. Jh. werden die meisten Wehrbauten der Region in Spornlage erbaut. Die Kalkfelsen des Jura boten hervorragende Voraussetzungen, um auf ihnen wehrhafte und gleichzeitig repräsentative Gebäude zu errichten. So wird mit Beginn der Stauferzeit auch auf der Neideck erstmals die Spornspitze der wichtigste Teil der Burg. Hier wird ein langgestreckter Wohnturm errichtet. In der ersten Hälfte des 13. Jh. wird westlich und südlich der Hauptburg der Burggraben angelegt, nur noch nicht so tief wie heute zu sehen. Die Steine, die aus dem Graben gebrochen wurden, konnten so zugleich als Baumaterial verwendet werden.
Im späten 13. oder frühen 14. Jh. wird die Gelände-Terrasse ummauert und das ganze Areal wird Teil der Hauptburg. Die Bauherren dieser frühen Phasen bleiben weiterhin fraglich. Immerhin findet sich in schriftlichen Quellen als Bewohner des Wohnturms 1219 der Name Heinrich de Nidecke - vielleicht auch als möglicher Bauherr?
Waren die Bauherren der Burgen in der Fränkischen Schweiz zunächst edelfreie Geschlechter -die Walpoten, die Ahorn, die Volsbach, die Leutenbach, die Aufseß, die Waischenfeld, die Schlüsselberg und die Plankenstein- gerieten diese Edelfreien im Lauf des 14. Jh. zunehmend unter die Machtkontrolle des Hochstifts Bamberg, der Nürnberger Burggrafen und der Landgrafen von Leuchtenberg. Als edelfreie Geschlechter „überlebten“ nur die Herren von Aufseß und von Schlüsselberg. Die Letzteren waren das einzige Adelsgeschlecht der Region, das den Landesherren bis zum Ende Konrads II. 1347 erfolgreich Paroli bieten konnte.
Die von Schlüsselberg
demonstrierten ihren hohen Machtzuwachs und ihre außerordentliche Finanzstärke mit dem Bau von Burgen - sie schufen dabei völlig neue Maßstäbe. Waren ihre frühen Burgen Schlüsselstein (oberhalb von Ebermannstadt) und Schlüsselberg (bei Waischenfeld) noch in üblicher, bescheidener Größe errichtet, stoßen sie Ende des 13. Jh. mit dem Bau der Großburgen Waischenfeld und Neideck in neue Dimensionen vor.
Mitte des 13. Jh. übernimmt der Schlüsselberger Ulrich III. die Burg Neideck. Das bedeutendste Familienmitglied, Konrad II., baute die Neideck, die seit dem 5. März 1312 in seinem alleinigen Besitz war, zu einer Festung aus. Mit einer Ausdehung von 140 *200 Meter zählte die Neideck zu den größeren deutschen Burgenanlagen.
Konrad war Reiterführer und Berater von Kaiser Ludwig IV., genannt der Bayer (der Wittelsbacher Ludwig war römisch-deutscher König und seit 1328 Kaiser des Heiligen Römischen Reichs). Konrad gilt als einer der letzten Ritter, er hatte immer an der Seite seines Kaisers gekämpft, wie auch in der letzten großen Ritterschlacht auf deutschem Boden bei Mühldorf am Inn - am 28. September 1322.
Ihm haben die Orte Waischenfeld, Ebermannstadt und Schlüsselfeld die Stadterhebung durch den König zu verdanken. Seine Königstreue konnte trotzdem Konrads tragisches Ende auf der Neideck im September 1347 nicht verhindern! Konrads mächtige Schlüsselberger Regionalmacht waren den mächtigeren Fürstbischöfen und Burggrafen der umliegenden, aufstrebenden Städte (Bamberg, Nürnberg und Würzburg) ein Dorn im Auge. In gemeinsamer Aktion, von der gegenüberliegenden Burg Streitberg aus gestartet, beschossen Konrads Widersacher seine Neideck mit Bliden - das sind Steinkugeln, die aus Katapulten geschleudert wurden. Von einer solchen Blide wurde schließlich Konrad II. am 14. September 1347 tödlich getroffen. Männliche Nachfahren hatte er nicht, so wurde die Burg „einfache Beute“ des Bischofs von Bamberg - und fungierte fortan für gut 200 Jahre als Bischofs-Amtssitz, bis zu ihrer endgültigen Zerstörung im zweiten Markgrafenkrieg 1553.
This point of interest is part of the tour: Mit Eppelein zur Neideck
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