Neideck * life on a castle

Mit Eppelein zur Neideck

Neideck * life on a castle

Wiesenttal, Bavaria 91346, Germany

Created By: STEiN*iG

Information

Neideck * Leben auf einer mittelalterlichen Burg

Auf Burg Neideck lebten in ihrer Blütezeit am Anfang des Spätmittelalters (im 13. bis 14.Jh.) bis zu fünf Adelsfamilien - sie „hüteten“ für den oft abwesenden Burgherren die Burg. Untergebracht waren sie in den drei bis vier Kemenaten der inneren Vorburg. Die Hauptburg blieb dem Burgherren selbst vorbehalten. In den Wirtschaftsgebäuden und Stallungen der äußeren Vorburg waren die für die Versorgung der Burg zuständigen Bediensteten untergebracht.

Die Wohnungen waren der Wohnturm des Burgherren und die Kemenaten der Adelsfamilien - mit einem überraschend hohen Wohnkomfort. Die Fenster waren seit dem 13. Jh. überwiegend verglast. Kunstvoll gestaltete Kachelöfen sorgten nicht nur für wohlige Wärme, sondern zierten auch den Raum. Es gab auch schon so manche Gerätschaft, die die Hausarbeit erleichterte, wie z.B. Glättsteine - ein „Bügeleisen“ aus Glas, wie die zahlreichen Kleinfunde belegen.

Die Räume der Wohngebäude des Adels waren innen und überwiegend auch außen verputzt und farblich gestaltet. Bei den Fußböden handelte es sich teilweise um Terrazzoböden - ein Kalkestrich mit Ziegelsplitt und einer polierten Oberfläche, die in unterschiedlichen Rottönen glänzte. Die Gebäude verfügten über Toiletten und Aborte. Die einzelnen Geschosse waren durch Balkendecken aus Holz voneinander getrennt.

Das Bild von ungemütlichen, kalten und zugigen Burgräumen trifft also nicht zu - zumindest bei den höherrangigen Bewohnern. Kemenaten und natürlich auch der Wohnturm dienten neben dem reinen Wohnen auch zu Wehr- und Repräsentationszwecken.

Die Verpflegung auf den Burgen war allerdings durchaus schwieriger als das reine Wohnen. Grundsätzlich problematisch war die Konservierung der Lebensmittel, die überwiegend mit Salz erfolgte. Frische „Nahrungsmittel“ wurden unmittelbar vor Ort, in der äußeren Vorburg, gehalten - in Viehställen und im Fischhaus:-) Feuergefährdete Scheunen und weitere Stallungen lagen vor der Burg. Zusätzlich wurden in großer Zahl Schlachtvieh, Vögel, Geflügel, Zwiebeln, Erbsen, Mehl, Butter, Salz und Fische – darunter Lachse, Heringe, Stockfisch und Karpfen – auf die Burg geliefert. Das Fischereirecht in der Wiesent sowie das Jagdrecht für umliegende Wälder gehörte zum Eigentum der Burgherren, wie auch Imkereien und Wirtschaftshöfe außerhalb der Burg.

Für Freizeit & Vergnügen (in Friedenszeiten:) wurden Pferde gehalten, die es auf Neideck zahlreich gab, wenngleich gute Kriegs- und Turnierpferde sehr teuer waren. Aber spektakuläre Freizeitvergnügen wie das Turnier gehörten zum Mittelalter wie heutzutage die Fußball-Bundesliga. Auf den Burgen wie auf der Neideck war dafür in der Regel aber zu wenig Platz. Turnierplätze, sogenannte Stechanger, wurden außerhalb angelegt - im Fall der Schlüsselberger Neideck im ziemlich weit entfernten Ahorntal.

Zur Verteidigung hatte jede Burg natürlich auch eine Wehrbesatzung - Belege über die Stärke dieser Truppe auf der Neideck gibt es aber nur für die bambergische Phase, also ab 1347 bis ins 16. Jahrhundert. Im Jahr 1348 hatte die Burg drei Wächter, einen Geschützmeister und fünf Burgmannen mit ihren Knechten, also insgesamt etwa zwanzig militärisch ausgebildete Verteidiger. Während des 15. und 16. Jh. verringerte sich die Zahl der Verteidiger in Friedenszeiten phasenweise auf fünf Mann. Während des Bauernkrieges betrug die Besatzung 13 und während des zweiten Markgrafenkrieges 37 Mann. Diese übergaben 1553 die Anlage den Markgräflichen Truppen, die mit 500 Hakenschützen und 7 Stück Artillerie angerückt waren, freiwillig, weil sie militärisch chancenlos waren. Die Söldner des kriegerischen Markgrafen Alcibiades brannten die Neideck nieder - seitdem ist die Neideck nur noch Burgruine, die erst mit der deutschen Romantik wieder ins Blickfeld und öffentliche Interesse rückte.

Neideck * die Burg der Romantik und die Gegenwart

Die „Entdecker“ der Fränkischen Schweiz (in der Epoche der Romantik im ausgehenden 18. Jh. gab es diese -geografische- Bezeichnung allerdings noch gar nicht), waren die frühen Romantiker Johann Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder. Auf ihrer „Pfingstreise“ - einer Wanderung als Erlanger Jurastudenten 1793 in das Tal der Wiesent- geraten sie beim Anblick der Neideck in „ehrfürchtiges Staunen“. Ernst Moritz Arndt, der spätere Abgeordnete der Frankfurter Paulskirche, äußert im Jahr 1797, er habe niemals vorher „größere und schönere Trümmer einer Burg auf deutschem Boden“ gesehen.

Der Bergsporn von Neideck gehörte bis in die Mitte des 19. Jh. zum festen Bestandteil eines jeden Besucherprogramms in der Region. Neben den Schriftstellern waren es die Maler und Zeichner jener Zeit, die zahlreiche -heute geschichtlich wertvolle- Dokumente schufen.

In dieser Zeit entstanden die ersten historischen Ansichten, die den Zustand der Burg ab 1811 gut dokumentieren. Zwischen 1800 und 1860 wurden allein von Neideck 22 Stahlstiche, Lithographien und Radierungen verfertigt und als Ansichtsblätter gedruckt und aufgelegt.

Diese romantische Öffentlichkeitsarbeit für die Burgen hat bereits im Laufe des 19. Jh. zu einem Umdenken in Politik, Verwaltung und öffentlicher Meinung geführt. Burgen und Schlösser wurden nun ein wesentliches Element der Denkmalpflege, nachdem man sie bis dahin nur als Steinbruch missbrauchte oder bestenfalls „als Zierde der Umgebung“ anerkannte.

Aber erst im 20. Jh. wurden umfangreiche konservatorische Maßnahmen durchgeführt, die erstaunlicherweise in der Not der Nachkriegsjahre 1949-51 begannen, veranlasst von der -damals selbstständigen- Gemeinde Streitberg. Eine umfassende Sanierung, verbunden mit umfangreichen archäologischen Grabungen, fand dann erst ab Ende des 20. Jh. statt - mit dem Ziel der Schaffung eines „Archäologischen Parks“. Neideck ist die einzige Wehranlage in der vielfältigen Burgenlandschaft Fränkische Schweiz, in der wissenschaftliche Grabungsarbeiten in großem Umfang durchgeführt worden sind.

Die Sanierung des Wohnturms erfolgte in den Jahren 2005 bis 2008 - und war äußerst problematisch, da sich der felsige Baugrund bewegt. Eine Spezialfirma führte diese Arbeiten mit modernsten und technisch aufwändigen Verfahren in Alpintechnik durch.

Ohne beständige Konservierungs- und Sanierungsarbeiten schreitet der Verfall jedoch stetig voran. Am meisten gefährdet ist inzwischen die Schildmauer der äußeren Vorburg. Sanierungsansätze aus den vergangenen Jahren konnten den zunehmenden Verfall der mächtigen Mauer nicht stoppen. Die umfassende konservatorische Behandlung wird also eine wesentliche Aufgabe auch in zukünftigen Jahren darstellen.

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